Fotos: Gundis Jansen-Garz

Grußkarten für eine bessere Zukunft

Cards from Africa bedeutet für junge Waisen in Ruanda das Sprungbrett in ein menschenwürdiges Leben – Fairer Handel in seiner wirkungsvollsten Art

Abseits der Hauptstadt und dennoch mittendrin besuchen wir (die Ruanda-Reisegruppe, FAIR berichtete) ein kleines Unternehmen, das mit seinem Ansatz der Hilfestellung Großes leistet. Ein kühles Gebäude in dem fleißige Hände Karten bekleben, im Garten sind weitere kleine Hütten, in denen die Grundlage für die Erstellung der Cards from Africa hergestellt werden: Recyceltes Papier aus unzähligen Tonnen an Altpapier, die tagtäglich in den Büros und Unternehmen in Kigali/Ruanda anfallen.

Chris Page, Mitarbeiter in der Missionsstation, die direkt nebenan ein Waisenhaus betreibt, hat vor rund fünfzehn Jahren erkannt, dass der Weg aus der Armut für die Waisenkinder nur über eigenes Einkommen führen kann. Der Gründer von Cards from Africa hat diese Idee umgesetzt. Der Weg aus der Armut für die Waisen war nicht spendenbasiert, sondern ein profitables Geschäft. Durch die Erstellung der Grußkarten sind Waisen zwischen 18 und 25 Jahren in der Lage, ein Einkommen zu erzielen und sich selbst sowie ihre Geschwister zu versorgen und somit ihr Leben nachhaltig zu verbessern. Ihnen wird eine echte Chance gegeben die Richtung ihres eigenen Lebens zu bestimmen. Das ist Fairer Handel, wie er sein sollte.

12.000 Karten pro Monat weltweit

Cards from Africa beschäftigt rund 80 Mitarbeiter, die die Karten von der Papieraufbereitung bis zum Eintüten von Hand herstellen. Schätzungsweise 12.000 Karten werden weltweit jeden Monat verkauft. An den Tischen sitzen die jungen Mitarbeiter und lachen, kleben, schneiden, zeichnen, drehen Drähte und erzählen sich Geschichten. Es wirkt ein bisschen idyllisch – nur das fehlende Tageslicht stört uns, aber, so wird gesagt, das seien die Menschen in Ruanda so gewohnt. Sie können gut im schummrigen Licht sehen und in den kühlen Gebäuden entkommt man der heißen afrikanischen Sonne draußen.

Innovativ, kreativ und umweltbewusst

Schon allein die Herstellung des Papiers ist ein vorbildhaftes Projekt. Manager Bukoro erklärt: „Wir holen die Papierreste in der Stadt ab, zerkleinern sie und matschen sie mit Wasser zu einem Brei. Dieser wird in feinmaschige Siebe gepresst und so entstehen große Papierplatten, die noch vollständig getrocknet werden müssen. Manche können wir färben, so dass wir auch bunte Karten erstellen können.“ Für den Trocknungsraum konnte ein ausgeklügeltes und doch so einfaches System entwickelt werden: Die nassen Papierplatten werden zwischen Karonagen gepresst und in Regale gelegt. Alte Computerlüfter entziehen dem gesamten Raum die Luft, die durch ein Abluftrohr nach draußen gelangt. So dauert der Trocknungsprozess nur noch zwei Tage und man ist unabhängig vom Wetter; vor allem in der Regenzeit ist das wichtig. Das Design der Karten wird von Designern in Kigali entwickelt. Ist eine Karte fertig, unterschreibt der oder die Cardmaker persönlich. „So geben wir den Cards from Africa eine individuelle und persönliche Handschrift“, sagt Bukoro.

Beratung inklusive

Die Cardmaker erhalten höhere Gehälter als die durchschnittlichen Arbeiter in Ruanda. Sie sind grundsätzlich für maximal fünf Jahre bei Cards from Africa angestellt und werden in dieser Zeit regelmäßig dahingehend beraten, was sie mit ihrem Leben anfangen können. Sie sparen Geld an, können dennoch für sich selbst und die Geschwister sorgen, den Schulbesuch der Geschwister bezahlen und haben eine Perspektive.

So wie Alois, der in Kürze seine Arbeit bei CfA beendet und sich auf die Zeit danach freut: „Ich war einer der jungen Menschen, der ziellos in der Umgebung umherstreifte, Jobs annahm, die kaum Geld einbrachten und mehr schlecht als recht überlebte. Dann wurde ich von den Mitarbeitern hier angesprochen, habe mir das Konzept angehört und bin dankbar, diese Chance erhalten zu haben. In den vergangenen fünf Jahren konnte ich heiraten, ein Kind bekommen, ein Haus bauen und werde mir ein kleines Mehlgeschäft eröffnen. Damit kann ich meine Familie ernähren.“ Auch Yvette ist Cardmaker und seit drei Jahren bei CfA beschäftigt. Sie erzählt: „Ich hatte keinen festen Job und habe mich mit kleinen, miesen Arbeiten über Wasser gehalten. Nun wohne ich in einem Haus nebenan und kann hier Geld verdienen. Ich plane, mir eine Nähmaschine zu kaufen und ein kleines eigenes Nähstudio zu errichten.“

Chris Page und seine Cards from Africa haben bewiesen, dass gute Absichten mit einer gute Geschäftsidee kombiniert, das Leben der Benachteiligten verbessern können. „Dies ist ein gutes Beispiel für gelungen Fairen Handel“, ist sich die Reisegruppe einig. Cards from Africa ist seit 2013 Mitglied der WFTO.

Gundis Jansen-Garz

Foto: Gundis Jansen-Garz


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