Es ist nicht alles Gold, was glänzt...

Fairtrade Gold

„...gut gemeint, aber letztlich ein weichgespültes neokoloniales Modell...“

Ein Offener Brief der Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“ zur Einführung von „fairem Gold“

„Fairtrade Deutschland“ bietet seit einigen Monaten Gold mit dem Fairtrade-Siegel an. Welt&Handel hatte in der Ausgabe ausführlich darüber berichtet und Vor- und Nachteile erläutert. Die Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“ unterstützt nach eigenem Bekunden ausdrücklich Bemühungen, die den Fairen Handel fördern. Dennoch erhebt sie Bedenken gegen die Einführung von sogenanntem „fairem Gold“, denn, so heißt es in einer Stellungnahme von März 2016:

1.      Das  Fairtrade-Siegel  erhalten  auch  Minen(projekte),  die  (bis  auf  singuläre  Ausnahmen) auch mit Zyanid oder Quecksilber arbeiten;
Wir halten dies ökologisch und gesundheitlich für hoch problematisch – überdies ist dieses Fairtrade-Siegel insofern eine Irreführung, als deutsche Käufer meist denken, dass Fairtrade zugleich auch ökologisch unbedenklich bedeute.

2.      Bei der Bezeichnung „faires Gold“ schwingt mit, dass man etwas Gutes tue für die Menschen  in  Ländern  des  Südens;  wir  bezweifeln,  dass  es  sinnvoll  ist,  Menschen Goldabbau als Perspektive zum Lebensunterhalt attraktiv zu machen, statt wirklich nachhaltiger und ökologisch und gesundheitlich unbedenklicher Tätigkeiten.

3.      Das Angebot sogenannten „fairen“ Goldes lenkt ab von der Problematik des Goldabbaus generell und löst das Problem nur scheinbar:

-  Zum  einen  folgt  auch  dieses  dem  asymmetrischen  ökonomischen  Muster  des Extraktivismus (Rohstoffe aus Ländern des globalen Südens werden ausschließlich im Norden weiterverarbeitet – mit dem entsprechenden Mehrwert dort; gleichzeitig werden die Rohstoffpreise ebenfalls vom Norden diktiert, hier von einer Hand-voll Banken beim Londoner Goldpreis-Fixing – mit entsprechenden anipulationsvorwürfen, etwa von US-Behörden gegen die Deutsche Bank);

-  zum anderen meinen wir, dass es sofort möglich ist, grundsätzlich auf Goldabbau zu verzichten, weil bereits jetzt mehr als die Hälfte der Menge geförderten Goldes durch Recycling gewonnen wird. Zudem werden nur (noch) 10 Prozent des geförderten Kampagne „Bergwerk Peru - Reichtum geht, Armut bleibt“  Goldes technisch benötigt, und es wurden ohnehin schon 170.000 Tonnen Gold bis heute an die Erdoberfläche befördert, teils nutzlos in Tresoren gehortet.

4.      Ein Angebot von Goldmünzen oder Barren aus „fairem Gold“ sowie jede Preisgestaltung übergeht die Tatsache, dass der Wert des Goldes weitgehend ein fiktiver bzw. spekulativer  ist,  denn  seit  1971  (Ende  des  Bretton-Woods-Systems  mit  der  Gold-Dollar-Parität) hat Gold seine Rolle im Weltwährungssystem verloren.

5.      Es  ist  zu  befürchten,  dass  das  Angebot  „fairen  Goldes“  sogar  dem  Image  des Fairtrade-Siegels  und  der  Idee  Fairen  Handels  schadet.  Bei  allem  Anerkennen  des Bemühens  um  gerechte  Handelsstrukturen  und  begleitende  Sozialprojekte:  Gold steht symbolisch wie kein zweites Produkt für eine koloniale Wirtschaft des Raubs und  der  gewaltsamen  Ausplünderung.  Auch  „faires  Gold“  bedient  vor  allem  das Schmuckbedürfnis im reichen Norden oder gar Spekulanten/innen und ist letztlich nur ein weichgespültes neokoloniales Modell auf Kosten der Menschen im globalen Süden. Ein bloßes Switchen von schmutzigem auf „faires“ Gold beseitigt die Probleme nicht, verdeckt sie allenfalls.  Aus all diesen Gründen lehnen wir die Einführung von „fairem Gold“ ab. Wo Gold wirklich nicht ersetzbar ist, verweisen wir auf Recycling-Gold.

 

Das Koordinationsteam der Kampagne „Bergwerk Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“,

im März 2016

gez. Dr. Hartmut Heidenreich

gez. Michael Schrick

gez. Heinz Schulze


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