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Fair-Handelsberatung möchte Weltläden und Fair-Handels-Gruppen zu qualifizierten Lernorten machen und in ihrer Fachkompetenz stärken

 

 

… wie alles begann:

Es war Anfang der 1980er Jahre, als Michael Glöge (gestorben im Jahr 2003) dem Beispiel der Niederländer folgte und im Weser-Ems-Kreis die erste Stelle für einen Gruppenberater schuf, wie die heutigen Fair-Handels-Berater damals noch genannt wurden. Er war damit der Initiator für die Einrichtung weiterer Stellen im gesamten Bundesgebiet. Im Dezember 1983 wurde ein Antrag auf Einrichtung einer Stelle eines pädagogischen Mitarbeiters für Aktion Dritte Welt Handel (A3WH)-Gruppen im Nürnberger Raum von ABP (Ausschuss für entwicklungspolitische Bildung und Publizistik) und KED (Arbeitsgemeinschaft kirchlicher Entwicklungsdienst) bewilligt. Ziel war es, Bildungsarbeit für Aktive im Fairen Handel im Großraum Erlangen, Nürnberg und Fürth anzubieten. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, sollte eine Konzeption in größerem Maßstab im Rahmen der damals geführten Diskussion um ein neues Bildungskonzept der A3WH entwickelt werden.

Der Bericht über diese Arbeit aus dem Jahr 1984 beginnt folgendermaßen:

Das Nürnberger Projekt

Ein Jahr Modellversuch zur Regionalisierung der A3WH – Versuch einer Auswertung

Ein Jahr geisterte ich im Auftrag des Vereins der Basisgruppen zur Förderung des genossenschaftlichen Gedankens in der A3WH durch Mittelfrankens 3. Welt Laden- und Aktionsgruppen-Szene und die Bundesrepublik. Ich besuchte ca. 30 Gruppen, vertelefonierte  1.000 Telefoneinheiten, brachte mit geliehenen Autos ca. 2.500 Kilometer hinter mich und fuhr weitere 2.500 Bahnkilometer im Nahverkehr und mit dem Intercity durch halb Westdeutschland auf Seminare und Konferenzen...(David Jacobs)

Die dort gemachten Erfahrungen waren mit ausschlaggebend dafür, dass 1985/86 in den verschiedenen Gremien (AG3WL – heute Weltladen-Dachverband - , Jugendverbände, GEPA) über Finanzierungsmöglichkeiten der Gruppenberatung diskutiert und verhandelt wurde und dann ab 1987 die ersten Stellen eingerichtet wurden. Anstellungsträger war die AG3WL, angesiedelt war die Stelle Süd bei der B3WH in Amperpettenbach und die Stelle Nord in Kamp-Lintfort. Auch in Rheinhessen und Baden-Württemberg gab es bald die ersten Gruppenberaterstellen. Sie wurden finanziell unterstützt durch den ABP, die Landeskirchen, die kirchlichen Hilfswerke und andere Förderer. Zum Teil waren die Stellen auch bei Fairhandels-Importeuren angesiedelt, doch sehr schnell war klar, dass die Beratung unabhängig sein sollte und deshalb auch eine unabhängige

Trägerstruktur benötigte. Die Gruppenberater/-innen waren schon früh gut untereinander vernetzt und arbeiteten zusammen. 1992 entstand das „Rahmenkonzept der Gruppenberatung“. Dieses Konzept wurde 2002 und 2012 evaluiert und an die aktuellen Erfordernisse angepasst. Das Rahmenkonzept ist die Basis, die inhaltliche Grundlage für die Beratung, die bei der Konferenz der Fair-Handels-Berater (s.u.) mit Leben gefüllt wird. Anfänglich war die Gruppenberatung eine Einrichtung für alle entwicklungspolitischen Gruppen mit unterschiedlichen Anliegen, doch sehr schnell entstand der Schwerpunkt Fairer Handel. Die Ursache dafür liegt sicher in der Langfristigkeit der Arbeit der Weltläden und Fair-Handels-Gruppen (früher Aktionsgruppen) und in der Gemeinsamkeit der Themen. Ein Ausdruck für das veränderte Selbstverständnis ist der 2002 erfolgte Namenswechsel von „Gruppenberatung“ zu „Fair-Handels-Beratung“. Damit wird der Inhalt der Tätigkeit stärker betont.

 

O-Ton: "... wir haben SEHR von deinem Besuch profitiert - bis

hin, dass ich bei der Neuauflage unseres Laden-Flyers

dachte: der spricht die falsche Zielgruppe an ;-)"

 

Seit seinem Beginn in den 1970er Jahren hat sich der Faire Handel stark verändert. Globalisierung, Professionalisierung und Einführung fair gehandelter Produkte in Supermärkte stellen Herausforderungen für Weltläden und Fair-Handels-Gruppen dar, die nur mit entsprechenden Beratungsangeboten bewältigt werden können. Auch heute noch sind in Weltläden und Fair-Handels-Gruppen überwiegend ehrenamtliche, hoch motivierte und sehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, deren Berufsausbildungen aber in ganz anderen Bereichen liegen. Auch die Hauptamtlichen in Weltläden sind oft  Quereinsteiger. Sie profitieren stark von der qualifizierten, langfristig angelegten Beratung und Begleitung durch die Fair- Handels-Beratung in ihrer Arbeit.

Fair-Handels-Beratung ist eine zentrale Dienstleistung für Weltläden und Fair-Handels-Gruppen. Sie bietet ein umfangreiches Beratungspaket regional an. Aufgabe der Fair-Handels-Beratung ist es, Weltläden und Fair-Handels-Gruppenin der gesamten Breite ihrer Arbeit zu befähigen und zu qualifizieren. (Aus dem Rahmenkonzept für die Fair-Handels- Beratung 2012) Die Zielgruppen der Fair-Handels- Beratung sind Weltläden und Fair- Handels-Gruppen und meist ehrenamtlich Engagierte im Fairen Handel als Multiplikator/-innen. Fair-Handels-Beratung  ist ein Angebot für alle Weltläden und Fair-Handels-Gruppen, unabhängig von einer Mitgliedschaft in einem der Landesnetzwerke, dem Weltladen- Dachverband oder einer anderen Trägerorganisationen. Kostenpflichtig ist die Beratung nur in wenigen Regionen, in denen die Akzeptanz und die Möglichkeit zur Mitfinanzierung der Beratung vorhanden sind. Kostendeckend sind die Beiträge der Läden und Gruppen nicht, aber ohne sie wäre weniger Beratung möglich.

 

"... hiermit möchte ich mich nochmals für deinen

Besuch und den hochinteressanten Vortrag und

die Tipps zur Gestaltung bedanken. Ja, es tut

sich was! Am Mittwoch trifft sich die Gestaltungsgruppe,

um verschiedene Themen in

Angriff zu nehmen..."

Die Beratung trägt dazu bei, Weltläden und Fair-Handels-Gruppen zu qualifizierten Lernorten zu machen und in ihrer Fachkompetenz zu stärken. Sie macht Weltläden und Fair-Handels-Gruppen zukunftsfähig und zu selbstbewussten Akteuren und befähigt sie, ihre Anliegen nach außen zu tragen, über ihre Arbeit zu informieren und ihrem Bildungsauftrag nachzukommen. Die Aufgaben der Fair-Handels-Beratung sind vielfältig. Da ist zum einen die Fachberatung mit Informationen über Handelsstrukturen, Welthandelsfragen, Fachwissen über den Fairen Handel, aber auch Verkaufsförderung, Ladengestaltung, Öffentlichkeitsarbeit u.a. Zum anderen aber auch pädagogische Beratung und die Begleitung von Gruppenprozessen. Ein wichtiger Auftrag ist die Vernetzung innerhalb der Region. Sie ermöglicht den Läden und Gruppen ein gemeinsames Agieren, stärkere Auftritte in der Öffentlichkeit und gegenseitige Unterstützung. Regionale Veranstaltungen und Rundbriefe, Anregungen zum  Engagement vor Ort und zur Durchführung gemeinsamer Veranstaltungen, überregionaler Aktionen und Kampagnen sind wichtige Voraussetzungen für eine kompetente Arbeit und die Präsenz der Weltläden in der Öffentlichkeit. Die Zusammenarbeit der Gruppen und Läden in der Region wird erleichtert durch starke persönliche Kontakte. Deshalb ist die Vernetzung und Kontaktpflege innerhalb einer Region ein Schwerpunkt der Fair-Handels-Beratung. All diese Themen und Aufgaben erfordern eine hohe Qualifikation der Fair-Handels-Berater/-innen. Sie brauchen ein hohes Maß an sozialer Kompetenz und Organisationsfähigkeit. Um dies zu sichern, findet drei Maljährlich die Konferenz der Fair-Handels-Berater (früher Konferenz der Gruppenberater, KGB) statt. Die Berater/-innen profitieren hier, ebenso wie Weltläden und Fair-Handels-Gruppen, von einer guten Vernetzung. Die Fair-Handels-Beratung besteht derzeit aus 19 Beraterinnen und Beratern, die bei elf verschiedenen Organisationen angestellt sind. Deren Adressen und Kontaktdaten sind unter www.fairhandelsberatung.net zu finden. Ihr Auftrag variiert zwischen sieben und 30 Wochenstunden. Bedarf wäre hier sicher für sehr viel mehr Arbeitszeit, doch die unzureichende Finanzierung lässt das nicht zu.

 

"... wir haben SEHR von deinem Besuch profitiert - bis

hin, dass ich bei der Neuauflage unseres Laden-Flyers

dachte: der spricht die falsche Zielgruppe an ;-)..."

Nicht vergessen werden soll die Beratung, die über die Arbeit der Fair-Handels- Berater hinaus geschieht. Viele, vor allem größere und professionelle Weltläden, werden von anderen Läden und Gruppen besucht und verwenden viel Zeit und Engagement dafür, Einblick in ihre Arbeit, Tipps für die alltäglichen Anforderungen und wertvolle Anregungen zur kompetenten Führung eines Weltladens zu geben. Im Fairen Handel ist es erfreulicher Weise üblich, sich gegenseitig zu unterstützen. Trotzdem verdient diese Beratung große Anerkennung. Darüber hinaus bietet z. B. in Baden-Württemberg, einem Bundesland, in dem der Faire Handel sehr stark aufgestellt und präsent ist, nicht nur der Dachverband Entwicklungspolitischer Aktionsgruppen Baden-Württemberg (DEAB) als Landesnetzwerk sondern auch die Stiftung Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden- Württemberg Beratung zu Fair-Handels-Themen an.

Gabriele Cleeves

"... zuerst möchte ich mich nochmals recht herzlich für Ihre Infoveranstaltung „Rund um

den Einkauf“ im Januar bedanken. Der Abend hat sozusagen

Früchte getragen und der Weltladen hat nun eine Einkaufsgruppe

von fünf Personen, die sehr gut miteinander harmonieren und arbeiten..."

 

Foto: DEAB


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